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Überarbeitung eines Verstärkers NORDMENDE PA 1050

 


  Der NORDMENDE PA 1050 wurde in den Jahren 1978 bis 1980 produziert und ist bis heute (Nov. 2025) bei uns im Einsatz.

NORDMENDE P 1050
Der NORDMENDE PA 1050 vor der Überarbeitung
 
Technische Daten
Technische Daten des PA 1050

Leider zeigte das Lautstärke-Potentiometer nach jahrzehntelanger Benutzung zunehmend Symptome von Verschmutzung oder Verschleiß in Form von Kratzen bis hin zu kompletten Aussetzern im Bereich der üblicherweise eingestellten Zimmerlautstärke.
Für eine weitere Nutzung des Verstärkers war also zumindest eine Reinigung oder ggfs. der Austausch des besagten Potentiometers erforderlich und bei dieser Gelegenheit bot sich nach 45 Jahren auch gleich der Ersatz sämtlicher Elektrolyt-Kondensatoren an.
Im Laufe der Zeit hatten sich aber auch die Ansprüche an einen solchen Verstärker geändert. Plattenspieler und Tonbandgeräte sind heutzutage nicht mehr sehr gefragt, dafür war die Nachrüstung weiterer Eingänge für PC, CD und TV wünschenswert, ohne ständig umstöpseln zu müssen.
Im November 2025 wurde der NORDMENDE PA 1050 deshalb umfangreich überarbeitet.



Zum Öffnen des Verstärkers sind auf jeder Seite 2 Schrauben zu entfernen und danach kann die Haube vorsichtig nach oben und hinten abgenommen werden.
Die kleine Schraube oben in der Mitte der Rückwand sollte nicht entfernt werden, da sie lediglich einen Winkel zur Stabilisierung der Rückwand fixiert.


Blick in das Gerät
Der Blick in das Gerät
(hier nach bereits erfolgter Überarbeitung)
 
Aufkleber
Aufkleber im Inneren des Verstärkers
 

Der Austausch des Lautstärke-Potentiometers sowie der insgesamt 40 Elektrolyt-Kondensatoren ist an sich keine allzu anspruchsvolle Aktion, allerdings müssen dafür die betroffenen Leiterplatten ausgebaut werden.
Etwas lästig ist hierbei, dass die Verbindungen zwischen den Leiterplatten weder steckbar noch gelötet sind, sondern als Wickelverbindungen (wire-wrap connection) ausgeführt wurden.
Bei dieser Technik werden relativ lange Drahtenden mehrfach um einen scharfkantigen Stift gewickelt, sodass aufgrund des hohen Anpressdrucks an den Stiftkanten eine Kaltverschweißung entsteht.

Wenn man die betroffenen Leiterplatten ausbauen will, dann wird man die Meisten dieser Verbindungen abwickeln müssen. Da die Stifte danach nicht mehr scharfkantig sind und eine erneute Wickelverbindung unzuverlässig wär, kann man die Drahtenden beim Zusammenbau nur noch am Stift anlöten.
Wickelverbindungen
Wickelverbindungen

Nach entsprechenden Vorbereitungen wurden - wie bereits schon mehrfach zuvor - bei Reichelt Elektronik GmbH die erforderlichen Teile bezogen.
Hierbei wurde darauf geachtet, dass die Rastermaße möglichst identisch sind mit den Bohrungsabständen auf den Leiterplatten. Da die Bauteile heutezutage viel kleiner sind, lässt sich das mit Kondensatoren höherer Spannungsfestigkeit meistens erreichen.




Im Gerät befinden sich insgesamt 3 Leiterplatten, auf denen die Kondensatoren zu ersetzen waren:

-  Entzerrer-Vorverstärker für den Plattenspieler an der Rückwand
-  Vorverstärker mit Klangeinsteller an der inneren Kunststoff-Frontplatte
-  Leistungsverstärker, der ebenfalls an mehreren Stellen mit der inneren Kunststoff-Frontplatte verbunden ist.

Zum Ausbau des Vorverstärkers und des Leistungsverstärkers ist die Frontplatte zu demontieren. Hierzu sind die 5 Drehknöfpe vorsichtig abzuziehen und 3 Schrauben oben sowie 2 Schrauben unten zu entfernen. Danach kann die Frontplatte nach vorn abgenommen werden.
Vor der weiteren Demontage sind die 3 Schalterknöpfe für loudness, high-filter und monitor abzuziehen, vorsichtshalber sollte aber auch der Knopf des Schalters power in Sicherheit gebracht werden.


Äußere Frontplatte
Die äußere Frontplatte ohne Drehknöpfe
 
Innere Frontplatte
Blick auf die innere Kunststoff-Frontplatte




Skizze
Beispiel einer Skizze der zu trennenden Verbindungen
Begonnen wurde mit dem Ausbau des Leistungsverstärkers, da sich auf dieser Leiterplatte das zu reinigende bzw. zu ersetzende Lautstärke-Potentiometer sowie die meisten Kondensatoren befinden.

Hierzu sind ca. 30 Wickelverbindungen zu lösen und im Hinblick auf einen erfolgreichen Zusammenbau ist das vorherige Erstellen einer Skizze sowie die Nummerierung der einzelnen Leiter unerlässlich.

Einige Drähte sind verlötet und müssen am anderen Ende abgewickelt werden - insgesamt sind das nochmals 7 Verbindungen an der kleinen balance- und mode-platine oberhalb der Leistungsverstärker-Platine.

Nach Entfernung von 6 Schrauben im Bereich der 3 Schalter und der Befestigungsmutter für das Lautstärke-Poti sowie weiterer 2 Schrauben im Bereich des Kühlkörpers kann die komplette Baugruppe herausgenommen werden.
Zum Austausch der 20 Kondensatoren ist es ratsam, auch den Verstärker-Schaltkreis vom Kühlkörper zu lösen und den Kühlkörper abzuschrauben.


Verstärker-Platine
Die abgewickelten und nummerierten Leiterenden
der Leistungsverstärker-Platine
 
Verstärker-Platine
Die Bestückungsseite der Leistungsverstärker-Platine
mit den alten Kondensatoren


Das Lautstärke-Potentiometer trägt den Herstellernamen ALPS und die Bezeichnung 974S‑T669A‑100KΩBX2. Das B kennzeichnete früher üblicherweise einen logarithmischen Widerstandsverlauf, was zur Einstellung einer Lautstärke auch sinnvoll ist.
Laut Potentiometer in Wikipedia wurde bzw. wird diese Kennzeichnung aber nicht konsequent angewendet, sodass der Widerstandsverlauf ohne Datenblatt oder ohne eine Messung nicht sicher identifizierbar ist.

Neben den 6 Anschlüssen eines herkömmlichen Stereo-Potentiometers hat es 2 weitere Pins. Diese Anschlüsse sind Abgriffe von der Widerstandsbahn zur Realisierung einer halbwegs gehörrichtigen (physiologischen) Lautstärkeeinstellung (loudness, siehe auch Gehörrichtige Lautstärke in Wikipedia).

Des weiteren hat das Potentiometer eine 6mm-Riffelachse mit einer Länge von 30mm.
Potentiometer
Das Lautstärke-Potentiometer von ALPS
mit 8 Lötpins

Es liegt auf der Hand, dass ein solch spezielles Potentiometer heutzutage praktisch nicht mehr zu beschaffen ist und deshalb war zunächst zu untersuchen, ob das alte Poti evtl. noch gerettet werden kann. Die Alternative wäre ein herkömmliches Stereo-Poti 2 x 100k log und der Verzicht auf die loudness-Funktion.

Dazu wurde das Poti ausgelötet, was angesichts der 8 Pins ohne ein brauchbares Entlöt-Gerät ein "unfallträchtiges" Unterfangen ist - soll heißen: es besteht die Gefahr des Ablösens von Lötaugen und/oder Leiterbahnen. Wenn das passieren sollte, dann kann man - wie im vorliegenden Fall - ein fehlendes oder beschädigtes Lötauge mit einer Drahtöse nachbilden und das andere Ende des Drahtes an der noch intakten Leiterbahn anlöten (siehe übernächstes Bild).

Für beide Widerstandsbahnen wurde ein Wert von ca. 82kΩ und zwischen Masse-Pin und Loudness-Abgriff ein Wert von ca. 38kΩ gemessen - also etwa die Hälfte.
Anschließend wurde das Poti mit einer geringen Spannung beaufschlagt und die Ausgangsspannung am Schleifer mit einem Oszilloskop dargestellt. Beim Drehen der Achse zeigten sich deutlich die Fehlstellen in der Kontaktgabe in Form von Spikes auf der Ausgangsspannung.

In diversen Internet-Foren wird berichtet, dass Potis nicht mit aggressivem Kontaktspray gereinigt werden sollten, sondern mit dem Sprühöl Ballistol gewisse Erfolge erzielt wurden - das war auch hier zumindest einen Versuch wert.
Nach der Reinigung des Potis mit Ballistol wurde die Ausgangsspannung am Schleifer erneut geprüft mit dem Ergebnis, dass die Spikes beim Drehen der Poti-Achse verschwunden waren. Es bestand also die berechtigte Hoffnung, dass das Poti noch brauchbar sein könnte.


Widerstandsverlauf
Ungefährer Widerstandsverlauf des Original-Potentiometers
Eine rudimentäre Bestimmung der Kennlinie mit Multimeter und Oszilloskop hat ergeben, dass dieses Poti offenbar tatsächlich keinen logarithmischen, sondern eher einen annähernd linearen Widerstandsverlauf mit einer ausgeprägten Stufe bei der Hälfte des Drehwinkels hat.

Die Stufe ist vermutlich auf den Abgriff von der Widerstandsbahn zurückzuführen, inwieweit der lineare Widerstandsverlauf möglicherweise mit der Schaltungsausführung zur gehörrichtigen Lautstärke zu begründen ist, wurde aber nicht weiter untersucht.

Ansonsten sind die Widerstandsverläufe beider Kanäle nahezu identisch.
Nachteilig ist an diesem Potentiometer, dass es nach oben hin offen ist und sich im Laufe der Zeit durch die Lüftungsschlitze des Gehäusedeckels eingedrungener Staub ansammeln kann.
Um das möglichst lange hinauszuzögern wurde abschließend noch ein Klebestreifen passender Breite komplett um das Metallgehäuse des Potis herumgewickelt.


Nach dem Austausch der Kondensatoren wurde das originale Lautstärke-Potentiometer wieder eingelötet, der Kühlkörper mit noch vorhandener Wärmeleitpaste am Verstärker-IC befestigt und die Leistungsverstärker-Leiterplatte in das Gehäuse eingesetzt.
Potentiometer
Das mittels Drahtösen und Drähten
kontaktierte Potentiometer




Als Nächstes wurde der Vorverstärker mit Klangeinsteller bearbeitet.
Er ist leicht demontierbar und die Wickelverbindungen müssen auf dieser Leiterplatte nicht gelöst werden. Alle Leitungen führen zur Leistungsverstärker-Platine und zu deren Ausbau waren sie dort sowieso abzuwickeln.
Um die insgesamt 12 Elektrolyt-Kondensatoren austauschen zu können, ist das mit 3 Lötstellen befestigte Abschirmblech zu entfernen.


Vorverstärker
Der noch eingebaute Vorverstärker
mit seinem Abschirmblech
 
Vorverstärker
Die Bestückungsseite des Vorverstärkers
mit den alten Kondensatorn




Entzerrer-Vorverstärker
Der Entzerrer-Vorverstärker
mit den neuen Kondensatoren
Auch der Ausbau des Entzerrer-Vorverstärkers ist sehr einfach und es müssen ebenfalls keine Leitungen abgewickelt werden.
Allerdings sollte die Rückwand etwas gelockert werden, um die Verlängerungsstange vom Schalter abziehen zu können.

Auf dieser Leiterplatte sind 8 Elektrolyt-Kondensatoren zu ersetzen, von denen 2 bipolar sind (1µF, 50V). Dies sollte bei der Bestellung der Kondensatoren beachtet werden.




Abschließend wurde der Verstärker mit 3 weiteren Eingängen für PC, CD und TV nachgerüstet.

Hierzu wurden 8 Cinch-Buchsen auf die Rückwand montiert, von denen 3 Paare als Eingänge und das 4. Paar als Ausgang dienen.

Die Frontplatte wurde mit einem 2-poligen 3-fach-Umschalter versehen, der die Eingänge wahlweise auf den Cinch-Ausgang schaltet.
Neben dem Umschalter wurde eine Schraube mit 4 Lötfahnen als Stützpunkt angebracht, um die Schirme der einzelnen Leitungen verbinden und sie mechanisch entlasten zu können.

Mit einem kurzen geschirmten Kabel wird eine Verbindung vom Cinch-Ausgang zum aux.-Eingang hergestellt.
Cynch-Buchsen
Die Cinch-Buchsen auf der Rückwand
mit Verbindungskabel zum aux.-Eingang

Zur Nutzung der neuen Eingänge ist der vorhandene Wahlschalter auf den Eingang aux. einzustellen. Diese Methode erscheint vielleicht etwas antiquiert, sie ist aber einfach realisierbar und es ist kein Eingriff in die bestehende Schaltung erforderlich.

3-fach-Umschalter
Der 3-fach-Umschalter von innen betrachtet  
 
NORDMENDE PA 1050
Der NORDMENDE PA 1050 nach der Überarbeitung




Vor dem Zusammenbau wurde der Verstärker getestet und eine Messung der Ausgangsleistung an 2 Lastwiderständen von jeweils 4 Ohm durchgeführt (1kHz Sinus).

Diese hat ergeben, dass die Begrenzung bei einer Spannung von ca. 30Vss einsetzt, was einer Leistung von etwa 28W entspricht - das ist ganz ordentlich und die Musikleistung dürfte noch einige Watt höher sein. Allerdings werden das Verstärker-IC samt Kühlkörper in diesem Betriebszustand sehr schnell sehr warm.

Bei einer Leistung von 2 x 10W an 4 Ohm zeigen die Aussteuerungsinstrumente ziemlich exakt 10W bzw. 0dB an.




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(Letzte Aktualisierung: Dezember 2025)
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