Mit der XT 500 nach Lesbos

 
 

Die Hinreise über den Balkan

Die Vorbereitung            Zurück zur Startseite
  1. Reisetag   (Köln - Steinhaus bei Wels/Österreich, 700 km)

Am 16. Mai - 8 Tage vor dem Flug meiner Angetrauten - startete ich erst um 11:30 Uhr in Köln, da es bis dahin ständig geregnet hatte.
Ab Koblenz war es zwar durchweg trocken, aber sehr kalt.
Der Start in Köln
Der Start in Köln

Da meine Angetraute auch diesmal viele Hähnchenschnitzel vorbereitet hatte, war ich auf der gesamten Fahrt bestens versorgt.

Das Gasthaus in Steinhaus
Das Gasthaus in Steinhaus
Gegen 18:30 Uhr erreichte ich Österreich und fuhr noch eine ganze Stunde durch strömenden Regen, bis ich in Steinhaus bei Wels eine Herberge fand.
Es war eine ähnlich urtümliche Bude, wie im Vorjahr: Kneipe, Pension und Tankstelle in Einem. Auch das Frühstück war ähnlich mittelprächtig, der Preis mit 26 DM insgesamt aber recht niedrig.



2. Reisetag   (Steinhaus - Babina Greda/Jugoslawien, 610 km)

Schon um 8 Uhr fuhr ich los in Richtung Graz.
Das Wetter war ausgezeichnet, und in der Ferne waren die schneebedeckten Berge der Alpen zu sehen.
Ölpumpe in Österreich
Ölpumpe in Österreich

Anstatt durch den Bosruck-Autobahntunnel zu fahren, überquerte ich den Phyrnpass bei Liezen - allerdings im Schnee und Nebel.
Hinter dem Pass war es wieder sonnig, und ich kam gut voran.


Der Autoput zwischen Zagreb und Belgrad
Der Autoput zwischen Zagreb und Belgrad
Auch der Autoput erschien mir diesmal ziemlich harmlos.

Gegen 18:30 Uhr fand ich beiBabina Greda, ca. 150 km vor Belgrad, ein recht gutes Motel; der Preis für ein Zimmer ohne Dusche und WC war für jugoslawische Verhältnisse jedoch sehr hoch.

Zum erstenmal war es abends warm, und ich bekam die ersten saftigen Mückenstiche.


3. Reisetag   (Babina Greda - Aleksinac/Serbien, 410 km)

An diesem Morgen startete ich bei sonnigem Wetter schon um 7 Uhr. Der Autoput war leer, und bereits am Vormittag erreichte ich Belgrad.

Ich fuhr in die Innenstadt, um die Festungsruine Kalemegdan zu besichtigen.

Die Festungsruine...
Die Festungsruine...
 
...Kalemegdan in Belgrad
...Kalemegdan in Belgrad

Doch abgesehen von der durchaus sehenswerten Ruine und dem Blick auf die Save-Mündung herrschte hier nur Verkehrschaos auf kaputten Straßen mit meist verfallenen Häusern am Straßenrand.

Deshalb verließ ich schon zu Mittag Belgrad, um in der Nähe von Manasija ein Kloster zu besuchen, welches auf meiner ADAC-Karte eingezeichnet war.
Die kurvenreiche Straße wurde immer schlechter und führte ca. 30 km in unwegsames Gelände, wo die Bewaldung bis dicht an die Fahrbahn heranreichte. Mit gemischten Gefühlen dachte ich an eine evtl. Panne in dieser Gegend; auch hätte es mich nicht gewundert, wenn hinter der nächsten Kurve ein Bär auf die Straße gelaufen wäre.
Dies passierte zwar nicht, aber mir fielen die offensichtlich von Gewehrkugeln durchsiebten Verkehrsschilder auf...

Endlich erreichte ich eine winzige Ortschaft und fragte nach dem Kloster, doch keiner wusste, wo das sein sollte. Also fuhr ich weiter - bis ich oberhalb der schmalen Straße eine lange Reihe blitzblank geputzter Panzer entdeckte. Offenbar hatte ich einen in dieser Wildnis versteckten Militär-Stützpunkt gefunden.

Neugierig fuhr ich weiter, bis plötzlich ein mit MP bewaffneter Soldat aus dem Gebüsch sprang und mir unmissverständlich zu verstehen gab, zu verschwinden.
Ich wendete auf der Stelle und machte mich schleunigst aus dem Staub - erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass das auch mit einer Verhaftung hätte enden können.

So fuhr ich wieder zurück auf den Autoput, trödelte dort noch etwas herum und erreichte schon gegen 17 Uhr das Motel MORAVA in Aleksinac, das ich bereits vom vergangenen Jahr kannte.
Das Zimmer war gut und endlich mit Dusche, der Preis von 28 DM war allerdings fast doppelt so hoch, wie im Vorjahr.
Aufgrund einer leichten Erkältung war ich an diesem Abend völlig fertig und legte mich schon um 20 Uhr zur Ruhe.


4. Reisetag   (Aleksinac - Blageovgrad/Bulgarien, 360 km)

Ich schlief heute etwas länger und startete gegen 8 Uhr.
Das Wetter war prima und die Fahrt durch die Schluchten des Balkan erneut beeindruckend.


Erneut in den...
Erneut in den...
 
...Schluchten des Balkan
...Schluchten des Balkan

Noch am Vormittag erreichte ich Bulgarien und konnte ohne Verzögerungen einreisen.
Da ich in Bulgarien eine Übernachtung eingeplant hatte, tauschte ich 100 DM in die Landeswährung Lewa und kaufte ausreichend Benzin-Gutscheine.
Gewarnt von den Zuständen in Belgrad verzichtete ich auf einen Besuch der Innenstadt von Sofia und fuhr direkt nach Süden in Richtung Blageovgrad.

Unterwegs machte ich einen Abstecher zum Rila-Kloster, der angeblich größten Klosteranlage auf dem Balkan.
Das Kloster liegt in einer traumhaften Umgebung, und die farbenprächtigen Gebäude sind beeindruckend und sehenswert. Die Unmenge der mich angaffenden Touristen nahmen mir jedoch jegliche Lust zum Fotografieren.
Da ich seit längerer Zeit nichts mehr gegessen hatte, kaufte ich mir einen Toast, biss herzhaft hinein - und sah einen schwarzen Kranz. Der bulgarische Straßendreck in meinem Schnauzbart hatte seine Spuren auf dem Toast hinterlassen.

Übernachten wollte ich in Blageovgrad, doch das dortige Hotel war gerade wegen Renovierung geschlossen.
Etwas ratlos wollte ich an einer Tankstelle nach einer anderen Herberge fragen, als mich 3 junge Männer ansprachen. Sie gaben mir zu verstehen, dass es an der Hauptstraße ein neues Motel gebe und wollten mich dorthin begleiten; ich bräuchte nur ihrem Lada zu folgen.
Natürlich gaben die Burschen auf freier Landstraße richtig Gas, aber die XT war fit genug, um locker mit Tempo 145 km/h hinterherzufahren.

Das Motel war neu und gut, aber das Zimmer kostete sage und schreibe 55 DM; für bulgarische Verhältnisse einfach unverschämt (wohlgemerkt in DM, und nicht etwa in Lewa).
Der Portier empfahl mir zudem, alles nur Mögliche am Motorrad abzubauen, da es mir in der Nacht sowieso geklaut würde - oh Mann!

So stellte ich die XT genau vor die Treppe und bedeutete dem Portier, meine Maschine im Auge zu behalten. Zum Glück war mein Zimmer genau über der Treppe und ich konnte nachts ab und zu nachsehen, ob alles in Ordnung war.

Danach widmete ich mich dem Abendessen im Restaurant des Motels und verlangte nach der Speisekarte. Doch weit gefehlt! Es gab keine Speisekarte, sondern es wurde gegessen, was es gerade gab - wo war ich hier nur gelandet?
Von einigen Monteuren aus Deutschland erfuhr ich zudem, dass dies ganz normal sei und dass ein Bulgare mein Zimmer für etwa einem Zehntel des von mir gezahlten Preises bekommen würde - im letzten Jahr hatte ich mir schon vorgenommen, dieses Land nicht mehr zu besuchen, und jetzt wusste ich auch wieder, warum.

Naja, das Essen war ganz passabel und auch das bulgarische Bier; im weiteren Verlauf des Abends wurde es dann sogar noch recht unterhaltsam:
Gegen 20 Uhr trafen sich eine Menge Besucher zu einem Folklore-Abend mit Musik und Tanz, und auch die Gespräche mit den deutschen Monteuren sowie einigen Bulgaren waren ganz interessant und dauerten bis in die Nacht hinein.


5. Reisetag   (Blageovgrad - Edirne/Türkei, 380 km)

Nachdem ich mir an dem harten Brot zum Frühstück fast die Zähne ausgebissen hatte, startete ich gegen 8 Uhr die XT.
Ich fuhr zunächst in weiter in Richtung Süden und ab Simitli nach Osten in die Berge.


Das Gebirge südlich von Sofia hat einiges zu bieten.
Manche Gipfel erreichen eine Höhe von fast 3000 m und waren Ende Mai noch großflächig mit Schnee bedeckt.
In den Bergen...
In den Bergen...

...südlich von Sofia
...südlich von Sofia
Wenn ich auch in etwa 800 m Höhe eine schmutzige und in gelben Schwefelrauch eingehüllte Industriestadt durchqueren musste, so war diese Strecke eine der schönsten auf der gesamten Reise.

Die ca. 25 km lange Abfahrt auf der anderen Seite führte von einer Schlucht in die andere und endete in der Stadt Belovo.
In einem Gasthaus traf ich auf einen etwas Deutsch sprechenden Wirt, der mich zu einer Limonade einlud; eine in Bulgarien besonders freundliche Geste, da die Bulgaren nach meinem Empfinden immer nur herumgemuffelt haben. Die Freundlichkeit dauerte allerdings nur so lange, bis ich ihm von meiner Weiterreise in die Türkei erzählte.

Bei schönstem Wetter fuhr ich weiter quer durch Bulgarien und erreichte am Abend die Türkei. An der Grenze erwartete mich die bereits vom Vorjahr bekannte Zeremonie mit dem Unterschied, dass ich noch ca. 100 DM in bulgarischer Währung besaß und diese gern zurücktauschen wollte. Das war gar nicht so einfach, und nur mit viel Ach und Krach bekam ich dafür gerade noch 40 US-Dollar.



In der Türkei          Zurück zur Startseite