Mit dem Auto nach Andros

 
 

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  Dimitrovgrad - Bulgarien - Serres/Griechenland, 422 km


An diesem Tag stand die Durchquerung von Bulgarien an, und darauf waren wir besonders neugierig.
Das Land war inwischen der EU beigetreten, musste hierfür die nach den Worten eines ehemaligen EU-Erweiterungskommissars "unglaublich schwierigen Beitrittskriterien" erfüllen und wir erwarteten, die Bemühungen und Fortschritte der vergangenen Jahre als Transit-Reisende auch in Bulgarien wahrnehmen zu können - weit gefehlt!

Nach einer mittelprächtigen Nacht starteten wir bereits um 6:35 Uhr; schließlich gab es im Motel kein Frühstück, und vor Bulgarien wollten wir noch etwas essen.

Um 7:25 Uhr erreichten wir die bulgarische Grenze. Hier ist zu bemerken, dass die Uhr an dieser Grenze um 1 Stunde vorgestellt werden musste und es nach bulgarischer Zeit schon 8:25 Uhr war.

Die Einreise nach Bulgarien verlief abermals ohne Schwierigkeiten und dauerte insgesamt vielleicht 10 Minuten, kann aber als recht skurril bezeichnet werden:

Nach der Abfertigung durch die serbischen Grenzbeamten und Durchfahren des Streifen Niemandslandes mussten wir mit dem Wagen zuerst über eine Art Sprühanlage fahren. Anschließend hielt ein bulgarischer Grenzer die Hand auf und verlangte 2 €. Auf meine Frage "Wofür?" antwortete er "Desinfektionsgebühr ".
Andere Länder - andere Sitten, und auf persönliche Kommentare wollen wir in unseren Berichten möglichst verzichten. Dennoch ist es uns völlig unverständlich, wie sich ein solcher Unsinn in der EU halten kann.

Es folgte die Passkontrolle.
Der Grenzbeamte las lautstark unsere Namen, und ich begann zu grinsen. Mit der Bemerkung "Original-Deutsch" gab er uns ebenfalls grinsend die Pässe zurück.
In der großen Menge der PKW mit deutschem Kennzeichen waren wir anscheinend eine bemerkenswerte Ausnahme - es ist die Transit-Strecke in die Türkei.


Abschließend klebte ein weiterer Grenzer die Maut-Plakette von innen an unsere Windschutzscheibe, verlangte weitere 13 € und überreichte uns ein Blatt mit Reise-Informationen.

Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, wenn an der Grenze Sicherheitshinweise verteilt werden.
Wenn man die gelesen hat, dann bekommt man allerdings den Eindruck, dass der EU-Staat Bulgarien eine "tolle Gegend" sein muss.
Reiseinformationen für Bulgarien Seite 1
Reiseinformationen
Seite 1
Reiseinformationen für Bulgarien Seite 2
Reiseinformationen
Seite 2


Die "Autobahn" nach Sofia
Die "Autobahn" nach Sofia
Auf den ersten Kilometern "Autobahn" nach Sofia waren wir entsetzt!

Während damals die schlechte Fahrbahn wenigstens mit unzähligen Flickstellen ausgebessert war, musste man diesmal teilweise im Slalom um die Schlaglöcher herumfahren:

Die "Autobahn" nach Sofia im bewegten Bild (30s / 4,9MB)



Die verfallenen Industrieanlagen und Häuser in den Ortschaften hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gesehen. Aber spätestens danach fragten wir uns spontan, wo die Abermillionen Euro westlicher Finanzhilfe an Bulgarien wohl geblieben sind?
Immerhin soll mancherorts die Verkehrspolizei mit Mercedes SLK Cabrio und Lamborghini ausgestattet sein.
(Quelle: Solartaxi in Bulgarien - Im Clinch mit der Obrigkeit (Louis Palmer), erschienen am 24.7.2007 in Spiegel-Online).

Wie dieses Land so früh der EU beitreten konnte, bleibt vermutlich das Geheimnis der EU-Kommissare. Von dem Stand des Nicht-EU-Landes Kroatien ist der EU-Staat Bulgarien augenscheinlich jedenfalls noch Jahre entfernt.
Plakat
Dieses Plakat fanden wir auf einem
Brückenpfeiler an der "Autobahn"


Am Stadtrand von Sofia
Am Stadtrand von Sofia
Gegen 10 Uhr erreichten wir den Stadtrand von Sofia, an den ich mich ebenfalls noch gut erinnern konnte.
Mit Ausnahme der inzwischen moderneren Autos konnte ich keinen nennenswerten Unterschied zu damals feststellen.


Wir wählten die südliche Umgehung, um den Vitosa-Park zu besuchen.
Da wir die richtige Straße nicht auf Anhieb fanden, fragten wir einen Taxi-Fahrer, der uns auf Englisch sehr freundlich den Weg erklärte.

Auf schlechter Strecke ging es etwa 15 km den Berg hinauf und es wurde angenehm kühl.
Oben steht ein großes 5-Sterne-Hotel, von dem sich ein ausgezeichneter Blick auf die bulgarische Hauptstadt bietet; sogar das Taxi des freundlichen Fahrers konnten wir winzig klein erkennen.


Der Blick ...
Der Blick ...
 
... auf Sofia
... auf Sofia

Aber leider sind Weitsicht und Sonnenstand nicht immer so günstig, um wirklich gute Fotos machen zu können.


Gegen Mittag verließen wir Sofia und fuhren auf der Autobahn in Richtung Plovdiv. Diese Strecke ist zugegeben gut ausgebaut, aber das war vor 20 Jahren auch schon so.

An der Anschlussstelle Kostenec fuhren wir ab in Richtung Belovo. Zwischen diesen Orten war es sehr einsam, und nur selten begegneten wir einem Fahrzeug.
Und eine Rast hätten wir den Reiseinformationen zufolge an einer so einsamen Stelle schon gar nicht machen dürfen.
Rast an der Landstraße nach Belovo
Rast an der Landstraße nach Belovo


Gegen 13 Uhr erreichten wir Belovo und machten eine längere Pause; es war gar nicht so einfach, am Sonntag ein geöffnetes Lokal zu finden.

Hier stellten wir fest, dass die Bulgaren sich nicht gern in Euro bezahlen lassen. Aber Lewa hatten wir nicht, und die Banken waren sonntags geschlossen. Für Speisen und Getränke bezahlten wir schließlich ganze 3,50 €.
Die Umrechnung von Lewa in Euro erfolgt übrigens mit dem gleichen Kurs, wie seinerzeit von DM in Euro: 1€ = 1,95883 Lewa.


Um 14 Uhr starteten wir in die Berge in Richtung Simitli. Diese Strecke mit einer Länge von etwa 120 km hatte mich schon damals fasziniert, und deshalb wollten wir sie unbedingt befahren.

Kilometerweit führt die recht gut ausgebaute Straße an Schluchten und Bächen entlang durch dichten Wald zunächst nach Jundola. Wir hielten oft an, um die Landschaft zu genießen und zu fotografieren.


Unterwegs ...
Unterwegs nach ...
 
... Jundola
... nach Jundola



Von Jundola ging es über die Hochebene weiter in Richtung Jakoruda und Razlog. Hier oben war es angenehm kühl, und unterwegs findet man immer wieder neue Motive für das eine oder andere Foto.

Auf dem Weg ...
Auf dem Weg ...
 
... nach Razlog
... nach Razlog

Razlog ist die Stadt, die mir von damals als schmutzige, in gelben Schwefelrauch gehüllte Industriestadt in Erinnerung war. Inzwischen sind die Industrieanlagen jedoch weitgehend stillgelegt und verfallen vor sich hin.


Ab Razlog geht es wieder hinunter, und gegen 17 Uhr erreichten wir Simitli. Von hier sind es in Richtung Kulata noch ca. 70 km bis zur griechischen Grenze.

Abgesehen von der schönen Landschaft und dem freundlichen Taxifahrer in Sofia waren wir von Bulgarien ziemlich enttäuscht.
Sicher wurde auch dieses Land jahrzehntelang vom Kommunismus ruiniert und ist heute bettelarm. Aber wenn man als Transit-Reisender den Eindruck bekommt, dass in den vergangenen 20 Jahren überhaupt nichts aus eigener Kraft unternommen wurde, was das Land irgendwie weiterbringt oder an die EU anpasst, dann gibt das schon zu denken.



Um 18 Uhr passierten wir die Grenze nach Griechenland und machten wieder eine längere Pause.

Nach 2240 km hatten wir es bis hierhin geschafft, waren allerdings noch längst nicht am Ziel.
Die erste Rast in Griechenland
Die erste Rast in Griechenland


Hier in Griechenland war es sehr heiß und die Temperatur in unserem Auto pendelte sich zwischen 35 und 40°C ein.
Wir fuhren deshalb nur noch 40 km und fanden bei Serres das recht komfortable und empfehlenswerte 3-Sterne HOTEL ALEXANDER.
Nach gutem und reichlichem Abendessen verbrachten wir hier wieder eine ruhige und erholsame Nacht.



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