Metallbaukasten

 
Sonstige Projekte (9)

Home
 

Intermodellbau 2004


Die Idee

Es war Weihnachten 2003, und das neueste Modell - der 1½-Deck-Bus - war gerade fertiggestellt.
Eines morgens am Frühstückstisch kam das Gespräch auf die Modellbau-Messe in Dortmund, die wir seit vielen Jahren besuchen und auch für 2004 wieder vorgemerkt hatten. Während der Planung fragte mich irgendwann meine Frau, ob ich nicht vielleicht auch den Bus auf der Intermodellbau ausstellen wolle.
Eine grandiose Idee, wie ich fand - warum war ich eigentlich nicht selbst schon längst darauf gekommen? Auf der Messe gibt es einige "Einzelkämpfer", die dort ihre Modelle zeigen; wieso also nicht auch ich?

Zunächst besuchte ich die Internetseiten der Westfalenhallen und stellte ernüchtert fest, dass die Anmeldefrist schon lange abgelaufen war. Aber der erste Frust war schnell vorüber und ich kam zu dem Schluss, dass es möglicherweise sowieso besser wäre, sich einem angemeldeten Teilnehmer anzuschließen - aber wem?
Nach einigem Suchen fand ich in meinen Modellbau-Unterlagen ein bereits etwas älteres Informationsblatt des Minitruckclub Recklinghausen (MTC), dessen Vorführungen ich jedes Jahr interessiert verfolge. Vielleicht konnte man sich ja auch als Gastfahrer einem Verein anschließen?

Die Homepage des MTC war schnell gefunden, und nach dem Durchlesen der ermutigenden "Aufforderung" zur Kontaktaufnahme trug ich dem Club mein Anliegen per eMail vor. Allzu viel Hoffnung auf Erfolg machte ich mir allerdings nicht, denn die einzige Gemeinsamkeit von einem aufwändigen Scale-Modell und einem einfachen Metallbaukasten-Fahrzeug ist vermutlich die, dass sich beide Modelle eigenständig bewegen können.

Umso erfreulicher war dann die Antwort, dass eine Teilnahme als Gastfahrer möglich sei - auch mit einem Metallbaukasten-Modell. Natürlich war die Teilnahme mit Bedingungen verbunden, z. B. dass bestimmte Kanäle nicht verwendet werden dürfen, dass die Vorführungen im 90 Minuten-Wechsel mit einem anderen Verein stattfinden und währenddessen Funkstille zu wahren ist, dass die Teilnahme nicht zur Verkaufsveranstaltung für Metallbaukästen missbraucht wird usw.
Diese Bedingungen waren für mich kein Problem, und nach Klärung weiterer Details war das Vorhaben bereits im Januar 2004 "unter Dach und Fach". Für das erste persönliche Kennenlernen erfolgte außerdem eine Einladung zur Mitarbeit beim Aufbau des Messestandes ab 17. April.


Die Vorbereitung

Im Laufe der Korrespondenz wurde gefragt, weshalb ich denn nur mit einem Modell erscheinen wolle; schließlich seien auf meiner Webseite ja mehrere Modelle abgebildet. Eine berechtigte Frage - warum eigentlich nicht mit allen vorhandenen Fahrzeugen zur Messe?

Es blieb zwar noch reichlich Zeit für die Vorbereitungen, andererseits gab es aber auch noch viel zu tun: Die älteren Modelle waren optisch und technisch aufzuarbeiten, es musste noch ein neuer Antrieb gebaut werden, und auch die Fernsteuer-Ausrüstung war noch um verschiedene Teile zu erweitern.


Informationsblatt zum Anderthalbdecker
Außerdem waren verschiedene Informationsblätter zu erstellen...
...und besonders interessierte Besucher sollten auch eine "Visitenkarte" erhalten.
Visitenkarte
(Das Original sieht erheblich besser aus)


Beim Bau des neuen Antriebs gab es dann prompt ein Problem: Bei einem der Zahnräder des von CONRAD bezogenen Winkeltriebs war ein einziger Zahn breiter als alle anderen und das Zahnrad somit nicht brauchbar. Normalerweise wird ein fehlerhaftes Teil natürlich reklamiert, aber dafür reichte die Zeit nicht mehr. Parallel zu den Messe-Vorbereitungen war nämlich ein Treffen mit einem Mitschrauber vereinbart, und dazu sollten schon alle Modelle funktionieren.
Also passte ich den fehlerhaften Zahn und auch die benachbarten Zähne mit der Nadelfeile an, ließ den Winkeltrieb kurz einlaufen und wurde somit rechtzeitig fertig. Ende März 2004 standen schließlich 3 Fahrzeuge einsatzbereit im Keller.

Es blieb noch das Problem des Transports.
Natürlich hätte man für 2 Tage einen Klein-Transporter mieten können. Andererseits war unser Toyota inzwischen in die Jahre gekommen und für Urlaubsfahrten sowieso etwas zu klein geworden - und dann war da noch eine Woche Kurzurlaub in Bad Rappenau mit dem Schraubertreffen als krönenden Abschluss geplant, bei dem die Modelle erneut zu transportieren wären.
Kurzfristig entschieden wir uns also für die Anschaffung eines Kleinbusses, der unsere Platzprobleme auf absehbare Zeit (hoffentlich) beseitigen wird.

Dann kam der 17. April; an diesem Tag sollte der Aufbau des Messestandes beginnen, und selbstverständlich wollte ich dabei sein. Um etwas flexibler zu sein, fuhr ich an diesem Tag mit dem Motorrad die 110 km nach Dortmund - eine Entscheidung, die ich am Abend beinahe bereut hätte.
In Dortmund angekommen traf ich auf eine Gruppe Modellbauer, die mich freundlich empfing und völlig ungezwungen in ihren Kreis aufnahm; ein angenehmes Erlebnis.
Der Aufbau eines ca. 400 qm großen Areals erfordert eine gewaltige Anstrengung. Für jeden Einzelnen gibt es unzählige Handgriffe zu tun, angefangen von der Installation der Küche über die Montage von Brücken und Häusern bis zur Gestaltung der Landschaft. Um eine Vorstellung von dem Resultat zu erhalten, ist vorher sogar ein Modell der Anlage angefertigt worden.
Anfangs war es noch recht harmlos, aber dann kam der LKW mit der Muttererde. Ca. 10 cbm Erde und Sand waren zu verteilen und daraus eine Landschaft zu formen; eine Arbeit, die einem ungeübten Büromenschen ziemlich in die Knochen geht. Auf dem Rückweg nach Hause konnte ich mich infolgedessen auch kaum noch auf dem Motorrad halten.

Am darauffolgenden Dienstag (20. April) fuhr ich erneut nach Dortmund, diesmal mit den Modellen und dem notwendigen Zubehör.
Aus der "Baustelle" vom Samstag war eine reizende Landschaft geworden mit vielen liebevoll gestalteten Details. In aller Ruhe ließ ich erstmal die Augen schweifen und machte Aufnahmen von der schönen Anlage.


Party
Während hier schon die Party lief...
 
Baustelle
...wurde hier noch gearbeitet.


Baustoffhandel
Auch der Baustoffhandel hatte noch alle Hände voll zu tun.


Auf den Parkplätzen standen schon einige Fahrzeuge; andere drehten bereits die ersten Runden auf der Fahrbahn.
Modelle auf Parkplatz


Anderthalbdecker
Zur Abfahrt bereit...
Auch mich konnte jetzt nichts mehr zurückhalten, und nach Anbringen der Kanalfahne ging es los - bis am späten Nachmittag sämtliche Akkus leer waren.

Es hat viel Spaß gemacht, aber es war durchaus auch gewöhnungsbedürftig: Es ist ein Unterschied, ob man in einer Gruppe diszipliniert und rücksichtsvoll seine Runden drehen "muss" oder mit einem Modell allein auf der Straße herumrasen kann.

Obwohl der Dienstag noch ein Aufbau-Tag war, gab es zum Thema Metallbaukasten bereits eine unerwartet hohe Resonanz anderer Messe-Teilnehmer.


Die Messe

Aufgrund privater und beruflicher Termine konnte ich an den ersten 3 Messetagen (Mittwoch bis Freitag) leider nicht teilnehmen; während dieser Zeit standen meine Modelle lediglich auf dem Parcours des MTC und wurden nicht bewegt. So wartete ich also ungeduldig auf das kommende Wochenende.

Am Samstag startete ich kurz nach 7 Uhr und rauschte mit dem "Bock" nach Dortmund.
Am Ziel angekommen stellte ich fest, dass einer der Akkus defekt war; durch die Vibrationen im Motorrad-Koffer hatten sich die Pole einer Zelle zusammengerüttelt und diese Zelle kurzgeschlossen. Sehr ärgerlich, aber durch den "satten Kurzschluss" konnte der einst 7-zellige Akku wenigstens noch als 6-zelliger benutzt werden; die Modelle werden dadurch zwar etwas langsamer, auf dem Parcours ist das aber nicht tragisch.

Pünktlich um 9 Uhr begann die Vorführung.
Im 7m-Band (40MHz) stehen zwar über 20 Kanäle zur Verfügung, aber es gab auch viele Teilnehmer. Die Vergabe der Sendekanäle erfolgt deshalb mit großer Sorgfalt: Im 15 Minuten-Raster wird notiert, wer wann wie lange auf welchem Kanal fährt. Da ich aus 3 verfügbaren Kanälen auswählen konnte, war praktisch immer eines meiner Fahrzeuge unterwegs; lediglich die Kapazität der Akkus setzte dem Treiben irgendwann ein Ende.


KAELBLE KD 22 Z 8 T
KAELBLE KD 22 Z 8 T,
ein ungewöhnlicher Oldtimer

 
Duck-Truck
Der Duck-Truck,
ein aufwändig lackiertes Modell mit
ca. 130 Glühlampen


Nach 90 Minuten war die Vorführung des MTC beendet und die benachbarten Kollegen aus Berlin waren nun an der Reihe. Beim MTC musste während der kommenden 90 Minuten absolute Funkstille herrschen. Das heißt aber nicht, dass man jetzt nur Freizeit gehabt hätte: Die Akkus waren natürlich wieder ans Ladegerät zu klemmen und evtl. Wartungsarbeiten konnten nun durchgeführt werden. Auch die Fragen interessierter Besucher galt es höflich zu beantworten, wobei der unscheinbar wirkende, aber (fast) ständig laufende Zuganker-Motor immer wieder die Blicke der Zuschauer auf sich zog.
Darüberhinaus wurde man mehrfach als "Fahrlehrer" am Kinder-Parcours eingeteilt. Hier können die Kleinen (und auch die Großen) ihre ersten Erfahrungen mit einem LKW-Modell machen und einen "Truck-Führerschein" für den Maßstab 1:16 erwerben. Der Erlös dieser Veranstaltung fließt wiederum in einen guten Zweck für das Wohl von Kindern.
Die eine oder andere Mahlzeit muss natürlich auch eingenommen werden, und wenn dann noch Zeit bleibt, kann man auch mal über die Messe gehen - viel Zeit blieb dazu am Samstag allerdings nicht.
Der Tag verging rasend schnell, ohne dass man auch nur eine einzige Minute Langeweile gehabt hätte. Abends gegen 19:30 Uhr traf ich dann ziemlich erschöpft wieder zu Hause ein.

Am Sonntag starteten wir bereits gegen 6:30 Uhr - diesmal mit unserem Sohn Thomas.
Da wir früh in Dortmund waren und die Vorstellung des MTC erst um 10:30 Uhr begann, konnten wir zunächst ohne Hektik über die Messe gehen.
Mein "Dienst" begann um 10 Uhr am Kinder-Parcours und ging lückenlos in die Vorführung des MTC über.


Das Fahren der Modelle übernahm diesmal Thomas; endlich hatte ich Gelegenheit, auch einmal die Vorführung zu verfolgen und Fotos bzw. Video-Aufnahmen zu machen.
Thomas


Trotz sorgfältiger Kanal-Vergabe treten gelegentlich Störungen des Funkbetriebes auf: Zum Einen verlaufen unter dem Parcours Versorgungsschächte mit elektrischen Leitungen, die eine elektromagnetische Beeinflussung verursachen können; andererseits kann es passieren, dass 2 Sender benachbarter Kanäle zu nah zusammenkommen und sich gegenseitig "dicht machen". Die Modelle lassen sich dann nicht mehr steuern und bewegen sich unberechenbar.
Wie der Samstag verging auch der Sonntag viel zu schnell.

Um 18 Uhr war die Messe zu Ende und das große Abräumen und Aufräumen begann.
Nachdem die Modelle und das Zubehör in Sicherheit waren, musste alles das wieder abgebaut und verladen werden, was vorher während des 4-tägigen Aufbaus mühevoll errichtet wurde: Brücken, Häuser, Fahrbahn-Markierungen, Tische, Stühle, Absperrungen usw. Sand und Erde waren glücklicherweise nur provisorisch zu mehreren Haufen zusammenzuschaufeln bzw. zusammenzufegen.
Nach gut 2 Stunden war keine Ähnlichkeit mit der ehemals reizenden Landschaft des MTC mehr vorhanden - eigentlich schade, aber irgendwann geht jede Veranstaltung einmal zu Ende.
Nach der Verabschiedung von allen noch vorhandenen Teilnehmern machten wir uns kurz nach 20 Uhr auf den Heimweg und trafen gegen 21:30 Uhr zu Hause ein; fix und alle, und vollgestopft mit neuen Eindrücken.


Resümee

Nach der Messe kam natürlich von vielen Seiten die Frage: Na, wie war es?
Es hat Spaß gemacht - viel Spaß gemacht, sowohl unserem Sohn als auch mir.
Angefangen beim Umgang innerhalb der Gruppe bis hin zu den zuverlässig funktionierenden Modellen hat alles gestimmt - nicht zu vergessen die namentliche Erwähnung in der Recklinghauser Lokal-Zeitung.
Es war interessant und lehrreich zugleich - ohne Frage auch arbeitsreich und anstrengend. Aber durch diesen Blick "hinter die Kulissen" erkennt man erst, welche Mühen Modellbauer auf sich nehmen, um an Europas größter Modellbau-Messe teilnehmen zu können.
Für uns war es zweifellos das Top-Ereignis dieses Jahres.

Den Mitgliedern und anderen Gästen des MTC Recklinghausen möchten wir abschließend nochmals dafür danken, dass wir teilnehmen durften, dass wir freundlich aufgenommen wurden, und auch für den unkomplizierten Umgang innerhalb der Gruppe.
Bei den Damen des MTC bedanken wir uns für die ausgezeichnete Beköstigung und die angenehme Atmosphäre in der "Kantine" des Messestandes.


Urkunde
Der Messeleitung danken wir für die ausgehändigte Urkunde, die wir als Erinnerung an dieses Ereignis gern entgegengenommen haben.


Besonderer Dank gilt natürlich meiner Familie, die mir mit der Idee und der uneingeschränkten Unterstützung die Durchführung dieses "Projekts" überhaupt ermöglicht hat.

Home