Die letzten Wochen der Firma Adrian & Rode aus der Erinnerung
eines damals jugendlichen Zeitzeugen


Die alten leerstehenden Gebäude machten auf uns immer einen geheimnisvollen, beinahe gespenstischen Eindruck, besonders wenn es nebelig oder dunkel war. Das große Tor war lange Zeit mit Ketten verschlossen - bis es von unbekannten "Halbstarken" aufgebrochen wurde.
Auch wir Jugendliche nutzten danach mehrfach diese Gelegenheit, um das Firmengelände und die Gebäude zu erkunden.

In einem Gebäude, neben dem sich ein hoher Schornstein befand, lagen massenweise Halbschalen von Spielzeugpistolen aus Kunststoff; Verwendung hatten wir dafür jedoch nicht.
Die hier herrschende Unordnung erweckte den Eindruck, als hätten die Menschen fluchtartig das Gebäude verlassen.

Im Gebäude gegenüber, in der ersten Etage, wurden offenbar die Metallbaukästen zusammengestellt. In vielen Holz-Schubladen befanden sich teilweise noch große Mengen unterschiedlicher Teile, an denen wir uns bedienten. Auch verschiedene Motoren waren dabei, von denen heute aber nur noch der robuste ME 131 existiert.
Eine Art "Demonstrationsmodell für mechanische Funktionen" mit Exzenter, Kreuzgelenk und weiteren mechanischen Grundfunktionen wurde ebenfalls mitgenommen. Die Teile waren auf einem Holzbrett etwa der Größe 35cm x 50cm montiert, und die Mechanik wurde mittels einer Kurbel angetrieben. Leider existiert dieses einmalige Exemplar heute auch nicht mehr, da die Einzelteile für den Bau anderer Modelle verwendet wurden.
Was sich im Erdgeschoss dieses Gebäudes befand, entzieht sich der Erinnerung, jedenfalls sah es überall ziemlich chaotisch aus.

Ein weiteres Gebäude war offensichtlich die Lagerhalle; hier befanden sich noch mehrere fertig in Holzkisten verpackte Groß- oder Ausstellungsmodelle. In der Erinnerung sind Kräne, aber auch andere Modelle, wie z. B. eine Tischtennisball-Bahn. In deren Mitte wurden die Bälle mit einem gespannten Flachband hochgeschleudert, um anschließend auf einer verschlungenen Bahn wieder herabzurollen. Die Bahn war verziert mit vielen bunten blinkenden Lampen, die in speziellen Fassungen steckten. Zum Betrieb dieses Modells gab es einen Transformator im nahezu würfelförmigen Gehäuse mit abgerundeten Ecken.
An einem Samstagnachmittag, als wir uns wieder in der Lagerhalle herumtrieben, kamen plötzlich 2 große Schäferhunde um die Ecke, gefolgt von einem Polizeibeamten, der uns vom Gelände verjagte.

Auch das Wohnhaus der Familie Adrian, welches sich neben dem Firmengelände befand, haben wir uns angesehen; besonders bei Dunkelheit war es sehr unheimlich in dem großen leerstehenden Einfamilienhaus.

Irgenwann waren die Gebäude verschwunden und mit Ihnen die sich darin befindenden Modelle und Einzelteile - vermutlich alles beim Abriss verloren gegangen. Einen verschwindend kleinen Teil konnten wir retten, nach heutiger Perspektive aber leider viel zu wenig.